Herausgegeben von Eveline
Goodrnan-Thau und Christoph Schulte, übersetzt und mit Anmerkungen versehen
von Timotheus Arndt
Aus dem Vorwort
zur deutschen Erstausgabe des Werkes von
Abraham Isaak HaCohen Kook
Die Lichter der Tora
Rav Kooks einmalige Stellung in
der jüdischen Geistesgeschichte des 20.Jahrhunderts
In seinem Nachwort zu diesem Band
weist Joseph Dan Rav Kooks einmalige Stellung in der jüdischen
Geistesgeschichte des 20. Jahrhunderts auf. Einerseits war Rav Kook
orthodoxer Erbe von verschiedenen, ja sogar gegensätzlichen religiösen
Traditionen; andererseits war er religiöser Zionist, der im heutigen Israel
mit Auswirkungen bis in die Tagespolitik gleichermaßen von einem religiösen
wie von einem säkularen Publikum ernst genommen wird. Einzigartig war Rav
Kooks Sicheinlassen auf die Aktualität und das Handeln: Er ist Oberrabbiner
des Jischuv, der gegen die verbreitete orthodoxe Feindseligkeit den
Zionismus begrüßt, er kommt aus der Schule der Mitnagdim, aber verarbeitet
in seinen Schriften Elemente wie die hier besonders wichtige Lichtmetaphorik
der lurianischen Kabbala und er anerkennt den Chassidismus. Rav Kook wirkt
weiter durch sein Denken und durch sein Handeln, etwa richtungsweisende
Urteile aus seiner Zeit als Oberrabbiner, die bis heute Gültigkeit haben.2
Orot HaTora ist ein Werk, das
wegen der in ihm enthaltenen Gedanken Rav Kooks zur Tora eine zentrale
Stellung in seinem Denken behaupten darf. Das war Anlass, diesen Text für
eine deutsche Erstübersetzung zu wählen.
Fünf Jahre nach dem Tod von Rav
Abraham Isaak haaCohen Kook veröffentlichte sein Sohn, Rav Zwi Jehuda
haCohen Kook, in Jerusalem eine Auswahl aus den Schriften seines Vaters
unter dem Titel Orot HaTora, "Die Lichter der Tora", in der die
Bedeutung der Tora als höchster Ausdruck und Zeugnis jüdischer Frömmigkeit
in den Mittelpunkt gerückt wird. In seinem Vorwort, geschrieben in Jerusalem
am Rosch Chodesch Menachem-Av (des Trostmonates Av) 5700 (5. August 1940),
also wenige Monate nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges in Europa,
lesen wir:
"Nach der Erhebung unserer großen
Kraft als des Volkes Gottes, das am Ausgang unserer Tage zum Land seines
Erbes zurückkehrt, in der Zeit der Vorbereitung für die Rückkehr der
Gegenwart der Tora von der Streuung ihrer Exilorte, aus dem Unglück der
Schrecken, das in diesem Jahr für Israel in die Welt herabgekommen ist, mit
der Zerstörung der Gemeinden ihrer Diaspora und dem Ausreißen der Lehrhäuser
und Plätze ihrer Versammlung — unser Einsammeln geschieht also am Ort
unseres Auflebens — erscheinen jetzt, da das fünfte Jahr voll wird für das
Verbergen des Schreines unseres Heiligen (Anspielung auf das Begräbnis des
Rav Kook; die Hrsg.], diese Lichter der Tora — in der Fortführung der
Ordnungsform der Dinge im Lichte der Umkehr (Orot HaTeschuva) — die ich aus
den Schätzen seiner Lichter (Orot) gesammelt habe, welche noch in
Manuskripten vorhanden sind, und habe sie geordnet nach den Abschnitten der
Gegenstände und mit Namen genannt, die sich aus dem Material der Dinge
ergeben (...). In diesen schrecklichen und beängstigenden Zeiten — 'wer von
uns kann wohnen an ewigen Brandherden' (Jes. 33,14)— werden die Lichter der
Tora unsere Finsternis erleuchten; sie sind es, die uns schützen und
bewahren. Möge doch die Rettungstat der Rechten der Gerechtigkeit des Herrn
der Kriege, der die Gerechtigkeit aussät und Rettungen sprießen läßt, der
König der Könige, der Heilige — Er ist gesegnet — uns auch weiter den
Verdienst dieser Lichter zeigen. Denn er wird großartig handeln in der
Aufrichtung seines Volkes, seines Erbteils und seiner Tora, in der
Erneuerung seines Lichtes und seines Wortes aus Jerusalem, denn da gebot er
den Segen, und er wird leben bis in Ewigkeit (Ps. 133,3)."
Die Tora gewinnt als Bindeglied
zwischen Gott und dem jüdischen Volk in jeder Generation eine neue
Bedeutung. In diesen finsteren Zeiten, am Vorabend der Auslöschung des
europäischen Judentums, erscheinen die Schriften des Rav Kook, der während
seines ganzen Lebens ständig bemüht war, eine Brücke zwischen der alten und
der neuen Welt zu bauen, zwischen dem traditionellen Judentum der Diaspora
und der neuen Siedlung in Erez Israel.
- Anmerkungen zur
Übersetzbarkeit religiöser hebräischer Texte
-
Rav Kooks einmalige Stellung in der jüdischen
Geistesgeschichte des 20. Jahrhunderts
- Die Rückkehr nach
Zion
- Lebenslauf des Rav
Kook
- ...
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Akademie Verlag
Moses Mendelssohn Zentrum
für Europäisch-Jüdische Studien
Universität Potsdam
ISBN: 3-05-002515-8
Gb, € 44,80 , DM 87,62
Aus der Reihe
"Jüdische Quellen"
Herausgegeben von Eveline Goodman-Thau und Christoph Schulte
Band 4: Abraham
Isaak HaCohen Kook
Die Lichter der Tora
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