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Jüdische Weisheit
 
 

BULGARIEN

Von Chaim Frank

Die jüdische Bevölkerung spielte im Modernisierungsprozess der Agrarstaaten Südosteuropas seit dem 19. Jh. eine zentrale Rolle, die weit über ihren zahlenmäßigen Anteil hinausging.. In Bulgarien wurden alle Juden nach 1878 eingebürgert, im Unterschied z.B. zu Rumänien, wo sie bis nach dem Ersten Weltkrieg zumeist als Staatenlose der Willkür der Behörden preisgegeben waren. Erst nach 1878 gab es erstmals vereinzelte antisemitische Übergriffe. In den Jahren während des I. Weltkriegs, ab 1925 unter dem faschistischen Zankow-Regime und ab 1933 wurden antisemitische Ideologien und Aktivitäten stärker.

Am 24.Dezember 1940 schloss sich die bulgarische Regierung der deutschen Politik an und erließ das erste antijüdische Gesetz: das sogenannte Gesetz zum Schutz der Nation. In diesem Zusammenhang wurden die bulgarischen Juden registriert und verloren ihre bis dahin geltenden Rechte. Im Folgejahr 1941 wurden die getroffenen Maßnahmen auch auf die hinzugewonnenen Gebiete (Makedonien, Thrakien) erweitert.

In Kollaboration mit Nazi-Deutschland verschärfte Bulgarien 1942 seine Judenpolitik. Im Februar 1943 unterzeichnete der Kommissar für Juden, Belev, mit dem SS-Hauptsturmführer Dannecker die Vereinbarung, dass 20.000 Juden in die deutschen Ostgebiete deportiert werden sollten. Tatsächlich wurden dann ab März 1943 etwa 11.343 Juden (7.122 makedonische / 4.221 thrakische) nach Treblinka deportiert, wo sie ermordet wurden. Im Herbst 1943 wurden die antijüdischen Gesetze gelockert und schließlich im August 1944 gänzlich aufgehoben. Hier ist anzumerken, dass es der parlamentarischen und außerparlamentarischen Opposition, wie auch der orthodoxen Kirche zu verdanken war, dass weitere Deportationen verhindert wurden.

Nach dem Krieg, bis etwa 1951 wanderten über 44.000 Juden nach Israel aus, die restlichen, zumeist sephardische Juden (5.000) leben in Sofia und sind weitgehend assimiliert. Nach dem Zerfall des kommunistischen Regime wanderten zwischen 1990 bis 1995 rund 2.700 Juden nach Israel aus, so dass heute etwa 2 - 3.000 Juden in Bulgarien verlieben sind.

Weiterführende Literatur:
Chary, Frederick B.: The Bulgarian Jews and the "Final Solution", Pittsburgh 1972
Iancu, Carol: The Jews of Romania 1866-1919, Boulder/New York 1996
Ioanid, Radu: The Holocaust in Romania 1940-1944, Chicago 2000
Tröbst, Stefan: Antisemitismus im "Land ohne Antisemitismus"? Staat, Titularnation und jüdische Minderheit in Bulgarien 1878-1993, in: Hausleitner, M./Katz, M.(Hg.): Antisemitismus im östlichen Europa, Wiesbaden 1995, S. 109-126

hagalil.com 20-04-2002


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