Tschechisches Telegramm
Unversöhnliche "Freiheitskämpfer":
Der Fall Stránský
Martina Schneibergova
Wie deutschfreundlich darf man sein, um
Mitglied des tschechischen "Verbandes der Freiheitskämpfer" sein zu können?
Diese Frage kann man sich im Zusammenhang mit dem Fall des prominenten
tschechischen Schoah-Überlebenden Oldrich Stránský stellen, der - wie Ende
vergangener Woche bereits berichtet - vom erwähnten
Widerstandskämpferbund ausgeschlossen wurde.
Oldrich
Stránský
(Foto: Gerald Schubert)
Oldrich Stránský war sechs Jahre lang Mitglied
des vom Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds eingerichteten Diskussionsforums.
Er ist Vorsitzender des Verwaltungsrates des tschechischen Stiftungsfonds für
die NS-Opfer und steht an der Spitze der Vereinigung befreiter politischer
Häftlinge. Er setzte sich stark für die Entschädigung der NS-Opfer ein.
Der 84-jährige beteiligt sich unermüdlich an
Diskussionen über die Aussöhnung zwischen Tschechen und Sudetendeutschen. Nach
einer dieser Debatten, die Anfang vergangener Woche stattfand, sagte er
gegenüber Radio Prag:
"Man muss betonen, dass es auf beiden Seiten Menschen gibt, die nicht bereit
sind, sich von den gegenseitigen Hassgefühlen loszusagen. Während der
Feierlichkeiten anlässlich des 60. Jahrestags des Kriegsendes zeigte sich,
dass die Lage schon so weit vorangeschritten ist, dass sowohl die Täter als
auch die Opfer nicht mehr lange leben werden und dass dadurch offenbar auch
der Hass verschwinden wird. Die Streitigkeiten können meiner Meinung nach von
der jungen Generation beigelegt werden. Wir sind doch Nachbarn. Wenn wir der
jungen Generation die Wahrheit sagen und entsprechende Argumente liefern, wird
sie sich dessen bewusst, dass es notwendig ist, sich gegenseitig zu tolerieren
anstatt sich zu hassen."
Ein Paar Tage nach dieser Diskussion, die vom
Sudetendeutschen Büro in Prag initiiert wurde, wurde Oldrich Stránský aus dem
Freiheitskämpferverband ausgeschlossen - angeblich wegen "zu
freundschaftlicher Kontakte" zu den Nachkriegsvertriebenen. Es war jedoch
nicht der erste Versuch, Stránský für seine Bemühungen um Verständigung zu
bestrafen. Vor zwei Jahren versuchte man ihn als Leiter der "Vereinigung der
befreiten politischen Häftlinge" abzusetzen. Stránský gelang es, diese
Maßnahme vor Gericht erfolgreich anzufechten. Darin sieht er auch die Gründe
dafür, warum jetzt ein neuer Angriff seitens des Verbandes kam:
"Ich habe nie daran gezweifelt, dass sie sich rächen werden. Dass die Rache
diese Form haben wird, das habe ich nicht geahnt, aber ich meine, dass es sich
ganz klar um eine Art Rache handelt."
Die Sprecherin des Verbandes, Sárka
Hellmichová, ließ in ihrer Begründung der Entscheidung gegenüber der
Tageszeitung Lidové noviny verlauten, Stránský sei im übrigen eigentlich ein
Sudetendeutscher, auch wenn er als Jude im KZ gewesen sei. Oldrich Stránský
dazu:
"Sie hat mich eigentlich mit den schlimmsten Schimpfwörtern bedacht, die man
hier in Tschechien benutzen kann. Diese Ausdrucksweise ist für bestimmte
Menschen typisch. Es ist jedoch tragisch, dass sich eine Vertreterin des
tschechischen ´Verbandes der Freiheitskämpfer´, also einer Organisation der
Widerstandskämpfer, auf diese Weise äußert, einer Organisation, die eher die
ehemaligen Widerstandskämpfer und NS-Opfer beschützen und für sie arbeiten
sollte."
Oldrich Stránský sieht jedoch auch Positives
darin, dass sein Fall für Aufregung in politischen Kreisen sorgte bzw.
Reaktionen in den Medien hervorrief:
"Vielleicht wird dieser Vorfall doch denjenigen mehr Mut verleihen, die Angst
haben, laut etwas zu sagen, insbesondere, wenn es um Sudetendeutsche und auch
um Juden geht. Ich halte es für wichtig, dass sich die Menschen nicht fürchten
und beginnen, offen darüber zu sprechen."
Oldrich Stránský musste während der Nazi-Okkupation Böhmens zuerst als
Zwangsarbeiter in Lípa bei Havlíckuv Brod arbeiten. 1943 wurde er ins KZ
Theresienstadt (Terezín) deportiert, von dort wurde er später nach
Auschwitz-Birkenau, Schwarzheide und Sachsenhausen verschleppt. Seine Familie
wurde in Treblinka ermordet.
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[Tschechische
Häftlinge im Konzentrationslager Dachau]
Von
Zuzana Mosnáková
Zur Diskussion im Forum: [Nationalsozialistische
Konzentrationslager]
Radio Prague, Vinohradska 12, 120 99 Prague,
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Radio Praha berichtete am
19-06-2005: Protagonist der tschechisch-deutschen Versöhnung vom "Verband
der Freiheitskämpfer" ausgeschlossen
Wegen angeblich "zu freundschaftlicher Kontakte" zu deutschen
Nachkriegsvertriebenen ist ein prominenter tschechischer
Holocaust-Überlebender aus dem tschechischen "Verband der Freiheitskämpfer"
ausgeschlossen worden.
Der 84-jährige Oldrich Stránský hatte in den vergangenen Monaten wiederholt an
Diskussionen zum Thema "Aussöhnung zwischen Tschechen und Sudetendeutschen"
teilgenommen. Mit solchen Menschen könne man nicht vertrauensvoll
zusammenarbeiten, sagte eine Verbandssprecherin der Zeitung "Lidové noviny".
Stránský, der vier Jahre im KZ verbracht hatte, gilt als einer der
renommiertesten Kämpfer für eine Aussöhnung zwischen Tschechen und Deutschen.
Bereits vor einem Jahr war er deswegen als Leiter der "Vereinigung der
befreiten politischen Häftlinge" abgesetzt worden, hatte diese Maßnahme aber
vor Gericht erfolgreich angefochten. "Mein Ausschluss ist jetzt wohl die Rache
für die juristische Niederlage", sagte Stránský der Zeitung. Sein Fall hatte
in den höchsten politischen Kreisen in Prag und Berlin für Aufregung gesorgt.
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haGalil.com 22-06-2005
A
Jewish Sign from Central Europe |
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