Eine der am meisten verbreiteten antisemitischen Wahnvorstellungen – die, wie könnte das anders sein, aus der Mitte der Gesellschaft kommen – ist die Behauptung, die Medien der Welt oder zumindest diejenigen von Europa und Nordamerika befänden sich in jüdischen Händen. Der ehemalige Bundesminister für auswärtige Angelegenheiten, langjährige Generalsekretär der Vereinten Nationen und spätere Bundespräsident von Österreich war ebenfalls davon überzeugt...
Von Karl Pfeifer
Als Claire Trean von "Le Monde" Kurt Waldheim im Mai 1986 befragte, ob denn seine Wahl nicht Österreich isolieren würde, antwortete dieser, dass davon keine Rede sein könne. Im Gegensatz zu den meisten österreichischen Journalisten stieß Trean mit der Frage nach, weshalb dann die internationale Presse ihm derartig kritisch gegenüberstehe, darauf antwortete Kurt Waldheim: "Die ist doch vom Jüdischen Weltkongreß dominiert. Das ist wohlbekannt."
Die Wirklichkeit schaut natürlich anders aus. Nehmen wir England als Beispiel. Gleich in zwei Tageszeitungen im „Guardian“ und im „Independent“ findet man zuhauf Texte, die als antizionistisch bezeichnet werden, oft genug aber antijüdische Stereotype beinhalten oder gar antisemitisch grundiert sind. Dabei greifen diese – aber auch andere Medien und politische Gruppen – gerne auf jüdische Kronzeugen zurück, die die Schmutzarbeit verrichten und Israel dämonisieren und zuweilen auch das Existenzrecht des jüdischen Staates absprechen.
Der „Guardian“ zum Beispiel publiziert einen
Artikel von Anne Karpf, in dem diese aktive Antizionistin beklagt, dass manche rechtsgerichtete Israelis die Islamisten mit Nazis gleichstellen und den Terror der Islamisten mit dem Holocaust gleichsetzen. Beides ist natürlich zu kritisieren und zu verurteilen. Jedoch behauptet Karpf dann auch „Since the Jewish genocide is used so shamelessly in legitimation of Israeli policy towards the Palestinians, it's hardly surprising if many Arabs and Muslims respond either with Holocaust denial or by trying to appropriate the Holocaust themselves.” (Da der Völkermord an den Juden so schamlos zur Legitimation der israelischen Politik gegenüber den Palästinensern benützt wird, kann es kaum überraschen, wenn viele Araber und Muslime darauf mit Holocaustleugnung antworten oder wenn sie den Holocaust für sich in Beschlag nehmen“. Diese Argumentation benützte zuletzt hier in Österreich die
AIK.
Während Karpf mit Recht diejenigen Rechten in Israel kritisiert, die den Holocaust instrumentalisieren, entschuldigt sie gleichzeitig die Holocaustleugnung von Arabern. Auf Karpf reagiert Professor Colin Shindler in einem
Leserbrief und weist daraufhin, dass die meisten Palästinenser während des Zweiten Weltkrieges mit den Nazis sympathisierten: „However, it is simplistic to gloss over the alignment of the mainstream Palestinian Arab national movement with Germany which argued from the standpoint of "the enemy of my enemy is my friend" in order to eject the British from Mandatory Palestine.”
Zu diesen Problemen veröffentlicht die Website des American Jewish Committee www.z-word.com bemerkenswerte Artikel, zum Beispiel:
http://blog.z-word.com sowie
http://www.z-word.com.
Natürlich haben nicht alle Palästinenser mit den Nazis sympathisiert aber die Mehrheit schon. Antizionisten wie Karpf versuchen dies zu verharmlosen.
Aber gerade den beiden Historikern Klaus-Michael Mallmann und Martin Cüppers ist es gelungen in ihrem Buch „
Halbmond und Hakenkreuz. Das Dritte Reich, die Araber und Palästina“ zu beweisen, dass entscheidende Teile der arabischen politischen Elite bereit waren ihr Streben nach Unabhängigkeit „im Bündnis mit dem Nationalsozialismus und unter der Begehung von Massenverbrechen“ zu verwirklichen. Tatsächlich war es allein die deutsche Niederlage im ägyptischen al Alamein im Winter 1942/3 die – und das dokumentieren sie haargenau – ein „arabisch-deutsches Massenverbrechen“ an den Juden Palästinas (des Jischuv) verhindert habe.
Wenn es um die deutsch-arabischen Beziehungen in den 30er und 40er Jahren geht, richtet sich oft ein besonderes Augenmerk auf die Person des palästinensischen Großmuftis Amin el-Husseini. Dies ist auch in dem Buch „Halbmond und Hakenkreuz“ der Fall. Dabei stehen die Kontakte im Vordergrund, die der Mufti mit den Nazis pflegte und die im Herbst 1941 in dessen Flucht nach Berlin gipfelten. In Deutschland war der Mufti u.a. am Aufbau einer muslimischen SS-Division beteiligt und bemühte sich darum, den deutschen Einfluss in der arabisch-islamischen Welt auszuweiten. Diese Tätigkeit, wird von Klaus Gensicke in seinem 2007 wieder herausgegebenen Buch „Der Mufti von Jerusalem und die Nationalsozialisten / Eine politische Biographie Amin el-Husseinis“ belegt: „Wie aus den Schreiben al-Husseinis vom 13. Mai und 10. Juni 1943 an Ribbentrop hervorgeht, setzte er alles daran, die Auswanderung der Juden aus Rumänien, Ungarn und der Slowakei zu verhindern. Er hielt seinen persönlichen Einsatz für angebracht, da in Rumänien der Höhepunkt der Judenverfolgung bereits überschritten war und die ungarische Regierung sich [vor der deutschen Besatzung am 19.3. 1944! K.P.] keineswegs gewillt zeigte, ihre jüdischen Bürger nach Polen zu deportieren. Deshalb richtete el-Husseini außerdem am 28. Juni Briefe an die Außenminister von Ungarn und Rumänien, in denen er auf den „langen und blutigen Kampf zwischen Arabern und Juden in Palästina“ hinwies und betonte, es sei notwendig die Auswanderung der Juden nach Palästina zu verhindern. Sollte es doch Gründe geben, die deren „Entfernung“ aus den betreffenden Ländern notwendig machen, wäre es unerlässlich, sie an andere Orte zu bringen. An dieser Stelle wiederholte der Mufti seinen bekannten Vorschlag, die Juden doch nach Polen zu schicken, wo sie sich unter „aktiver Überwachung“ befinden würden.
Matthias Küntzel hat sich in seinem Buch „Djihad und Judenhaß / Über den neuen antijüdischen Krieg“ nicht nur mit dieser Vergangenheit, sondern auch damit auseinandergesetzt, welchen Stellenwert der Antisemitismus bei den Islamisten spielte und spielt. Auch um von diesem Sachverhalt abzulenken, werden von Antizionisten und ihren Verbündeten massenhaft Zitate aus israelischen oder zionistischen Quellen gefälscht oder vollständig aus dem Kontext gehoben. Beispiele und Richtigstellungen findet man auf:
http://www.zionism-israel.com/
Meiner Meinung nach ist nicht nur jede Instrumentalisierung des Holocaust sondern auch jede Leugnung und Verharmlosung des Holocaust zu verurteilen. Wer aber Holocaustleugnung von Arabern entschuldigt, ist wenig glaubhaft bei der Verurteilung der Instrumentalisierung des Holocausts und was noch schlimmer ist, ein solches Verständnis ist zutiefst antiarabisch, weil davon ausgegangen wird, dass man an Araber einen anderen Maßstab anlegen soll als an andere Völker.