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Aus der Rubrik "Frag' den Rabbi":
Astrologie nach jüdischem Glauben
Herr Dr. Miller übt seine Arbeit im Rahmen von haGalil ehrenamtlich aus. Das ist für ihn eine Selbstverständlichkeit. Trotzdem würde er es begrüßen, wenn Sie unseren Spendenaufruf berücksichtigen könnten. Nach jüdischer Lehre ist die Spende für Bedürftige oder für einen guten Zweck eine Mizva, ein religiöses Gebot, das im Himmel als gute Tat berücksichtigt wird.
Seit altersher, mindestens seit den frühen Pharaonen, beschäftigen sich die Menschen mit Astrologie. Tatsächlich haben die Sterne scheinbar oft gute und auch richtige Hinweise gegeben, insbesondere was die Zukunft betraf und wie man sich in bestimmten Situationen verhalten sollte. Das war mindestens für die oberen Schichten, die sich einen Sternengucker leisten konnten, sehr praktisch. Und wenn es nicht genauso kam, wie die Sterne es vorhergesehen hatten – nun, man kann sich mal auch irren.

Irgendwann in der Mitte des 13. Jh. v.d.Z. kam ein im ägyptischen Herrscherhaus aufgewachsener Hebräer Namens Moses und verbot seinen Anhängern generell im Namen Gottes jede Art des Wahrsagens. Solch ein Gesetz passte wahrhaftig nicht in jene Zeit. Astrologie und Wahrsagerei waren ein gutes Geschäft und entsprachen wunderbar den Bedürfnissen auch der unwissenden und ungebildeten Menschen, die sie ja in der Mehrheit waren. Moses, vermutlich gegen den Widerstand auch vieler seiner Anhänger, musste jedoch diese Bräuche verbieten; denn erstens waren das Bräuche der anderen, „fremden“ Völker und zweitens standen sie im diametralen Widerspruch zum Glauben an den Gott, den Moses Verkündet hatte. Der Glaube an den einen einzigen Gott, der immer schon da war und immer da sein wird, war mit de menschlichen Anmaßung, das Schicksal voraussagen zu können, unvereinbar. Solch eine Voraussage würde auch eine der fundamentalen Grundsätze des von Moses verkündeten Glaubens aus den Angeln heben, nämlich dass der Mensch einen freien Willen hat, dass er für sein Tun und Lassen selbst verantwortlich ist und für diese bestraft oder auch belohnt werden kann.

Keiner kann die Zukunft und dass Schicksal des Menschen vorhersagen. Es ist hier nicht der Ort, über das Wissen Gottes zu diskutieren. Es kann hier nicht auf die sophistische, oder auch provokante Frage eingegangen werden: Ein Gott, der nicht alles weiß, ist nicht vollkommen und kann deshalb kein Gott sein. Denn über das Wissen Gottes können Menschen nichts wissen und, so sie gläubig sind, sollten darüber auch nicht spekulieren.

Das ist ein Grundsatz, der dem mosaischen Glauben zugrunde liegt.

Leider muss man gestehen, dass nicht alle gläubigen Juden in allen Zeiten diesen Grundsatz verinnerlichten. Schlägt man heutzutage eine israelische Zeitung auf, findet man eine Rubrik mit astrologischen Aussagen für den aktuellen Tag. Selbst der staatliche Rundfunk strahlt an jedem Freitagvormittag eine halbe Stunde lang die Weisheiten einer Astrologin über den Sternenstand und darüber aus, was dieser für folgende Woche aussagt. Das Selbstbewusstsein, in dem die Sprecherin ihre Vorhersagen darbietet, erscheint dabei sehr überzeugend.

Man muss sich sehr darüber wundern, zumal in einem Land, in dem das „Volk der Bibel“ lebt. Denn in der Bibel heißt es:

Ihr sollt nicht Wahrsagerei noch Himmeldeutung treiben (3. Moses 19, 26).

Hebe auch nicht deine Augen auf gen Himmel, dass du die Sonne sehest und den Mond und die Sterne, das ganze Heer des Himmels, und fallest ab und betest sie an und dienest ihnen (5. Moses 4, 19).

Und der große Prophet Jesaja spottet über die Schwäche des Volkes Juda:

Du bist müde geworden durch die Menge deiner Beratungen. Sie sollen doch auftreten und dich retten, die Himmelsbeschauer, die die Sterne deuten, die an jedem Neumond wissen lassen, was über dich kommen soll (Jesaja 47, 13).

Klärende Worte zu diesem Gesamtkomplex findet man bei Maimonides (1138-1204), dem bedeutendsten Denker des Judentums seit Moses. In seiner Gesetzes-Sammlung des jüdischen Rechts wird die Astrologie als Götzendienst und strafbar eingestuft. In einem Brief, gerichtet an die jüdischen Gemeindemitglieder von Marseille, äußert er sich ausführlich und ziemlich bestimmend zu diesem Thema. Hier einige von mir übersetzten Ausschnitte:

"Die Astrologie - die Weisheit der Dummen:

Ihr sollt wissen, dass die Dummen schon Tausende Bücher verfasst haben, und einige große Menschen, im Alter - nicht in Weisheit – ihr ganzes Leben im Studium jener Bücher vergeudeten und sich vorstellten, dass jene Nichtigkeiten große Weisheiten seien und in ihrem Herzen dachten, sie seien große Weise, da sie jene Lehren kannten.

Dass die Sache, in der sich die meisten der Welt, oder alle, außer einzelne Menschen irren, ist die Sache, die ich Euch verkünde und das ist die große Krankheit und die böse Krankheit: Von allen Sachen, die in Büchern geschrieben wurden, denken diese Leute am Anfang in ihrem Herzen, dass sie die Wahrheit sind und schon allemal, wenn die Bücher aus früher Zeit stammen.

Und wenn viele Menschen sich mit diesen Büchern befassten und über sie verhandelten, erhebt sich sofort einer von ihnen, um zu sagen, es seien weise Worte. Und in seinem Herzen sagt er: Würde denn die Feder der Schreiber zum Lügen geschaffen sein und Jene diese Sachen umsonst behandeln?

Wisset meine Herren, dass ich in diesen Sachen viel forschte, und am Anfang meines Studiums gab es eine Weisheit die man „Gesetz des Sternen-Urteils“ nennt, das heißt, dass von ihr der Mensch weiß, was in der Welt oder im Land in der Zukunft sein wird, oder was einem bestimmten Manne lebenslang passieren wird. Und ich habe auch alles Geschriebene in Sachen Götzendienst gelesen.

Wisset meine Herren, dass all die Sachen vom Urteil der Sterne, dass sie sagen, es wird so und so geschehen, und die Geburtsstunde des Menschen wird bestimmen, dass er so sei und ihm dies geschehe und nicht jenes geschehe – all diese Sachen sind gar nicht weise Worte, sondern Dummheiten sind sie.

Und klare Beweise habe ich, um all diese Sachen nichtig zu machen.

Niemals hat sich einer der griechischen Gelehrten, die mit Sicherheit weise sind, mit diesen Sachen beschäftigt und kein Buch dazu verfasst.

Und kein anderer hat diese Aufsätze geschrieben und diesen Irrtum begangen, den man „Weisheit“ nannte, außer den Weisen der Babylonier und der Chaldäer und der Ägypter und der Kanaaniter, und dies war in jenen Zeiten ihr Glauben und ihre Religion.

Aber die griechischen Gelehrten, und das sind die Philosophen, die über Weisheiten und allerlei Wissenschaft geschrieben haben, haben diese vier Völker ausgelacht und verspottet und Beweise aufgestellt, um deren Worte nichtig zu machen von der Wurzel bis zum Zweig.

Und auch die persischen Gelehrten erkannten und verstanden, dass all die Lehren der Babylonier und Chaldäer und Ägypter und Kanaaniter Lug und Trug sind.

Und keiner wird ihnen anhängen, es sei denn er ist ein Dummkopf, der alles glaubt oder der andere betrügen will."

Ich muss zum Schluss noch eingestehen, dass obwohl alle Rabbiner genau diese Meinung vertreten und dem Urteil des Maimonides folgen, das religiöse Establishment in Israel (vielleicht aus populistischen Gründen) nicht den Mut aufbringt, seine Stimme gegen diesen Irrglauben und gegen die Verdummung der Menschen zu erheben.

Bar Rav Nathan

[Eingangsseite zur Rubrik "Frag' den Rabbi"...]
haGalil onLine 17-12-2012

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