Sehr
geehrte Damen und Herren, die
Frage: - Warum sind bestimmte Frauen
von einer Ehe mit einem Nachfahr der jüdischen Priester, einem Kohen (plural
Kohanim), ausgeschlossen?
Vorbemerkung: Ein Rabbiner ist kein Priester, sondern Inhaber eines
religiösen Lehramtes.
Einleitung:
- Die mosaische Religion, wie jede seit dem
Altertum und bis in die Gegenwart, bedurfte der Priester oder bediente sich
der Priester (manche Zyniker behaupten das Umgekehrte). Die Aufgaben der
jüdischen Priester wurden von Moses in der Tora klar definiert. Darunter
sind folgende zu erwähnen:
Die Hauptaufgabe des Priesters war in alter Zeit das Darbringen der Opfer.
Insofern war er Vermittler zwischen den Menschen und Gott;
auch sonst hatte er das Recht und die Pflicht, die Gemeinschaft und den
Einzelnen vor Gott zu vertreten;
er verkündete den Willen Gottes und deutete die Zeichen;
er entschied in Rechtsstreitigkeiten auf Grund der in seinem Umfeld
lebendigen Tradition.
- Laut Priesterkodex, dem 3. Buch Mose, wurde die Aufgabe, kultische
Handlungen zu verrichten, ausschließliches Vorrecht des Stammes Levi. Moses
und sein Bruder Aharon gehörten zu diesem Stamm. Das Geschlecht Aharons
wurde besonders ausgezeichnet, indem es mit dem Opferdienst und weiteren
Privilegien betraut wurde. Besondere Opfer- und andere Weihegaben sicherten
der Priesterschaft den Unterhalt, da sie keiner Stammesorganisation
eingegliedert war und nicht über persönlichen Grundbesitz verfügte.
- Die Bezeichnung Kohen ist lediglich dem Geschlecht des Aharon vorbehalten.
Die Nachkommen dieser Priester, deren Zugehörigkeit zum jüdischen Volk sich
nicht wie üblich nach der Mutter richtet, folgten der väterlichen Linie. Sie
sind noch heutzutage durch die verschiedenen Abwandlungen ihres Namens
erkennbar: neben Kohen auch Kohn, Cohn oder Cohen, Kagan, Kaz und ähnliche.
Antwort:
- Da die Priester eine enge Bindung zum
Heiligtum hatten, wurden ihnen strenge Reinheitsvorschriften auferlegt. Dies
gilt auch hinsichtlich der Ehe. Obwohl das jüdische Recht keine wegen
irgendwelcher Standesunterschiede verbotenen Ehen kennt, wurde der Kohen bei
der Eheschließung einigen einschränkenden Normen unterstellt. Der Priester
darf laut Tora-Gesetz folgende drei Frauen nicht ehelichen: 1. Eine
Geschiedene, 2. eine Dirne, 3. eine Entweihte, d.h. die aus einer verbotenen
Priesterehe hervorgegangene Tochter. Nach talmudischer Vorschrift wird
ferner die Ehe mit einer freigelassenen Sklavin, mit einer aus der
Gefangenschaft befreiten Jüdin sowie mit einer Konvertitin untersagt.
- Mit der Zerstörung des Tempels und dem Ende des Opferkultus schwand auch
die eigentliche Aufgabe der israelitischen Priesterschaft. Indessen sind im
jüdischen Religionsgesetz, wie es bis auf die Gegenwart in Geltung ist,
gewisse Vorrechte dem Priester, d. h. dem Kohen vorbehalten. Er hat das
Recht, als erster zur Toravorlesung aufgerufen zu werden, den Priestersegen
über die Gemeinde zu sprechen sowie für die erstgeborenen Knaben in den
jüdischen Familien einen gewissen (nicht sehr großen) Geldbetrag für die
Auslösung vom Dienst an Gott zu erhalten.
- Die Vorschriften bezüglich der Eheverbote für einen Kohen haben nach
jüdischem Recht auch heute noch Geltung.
Nachbemerkung:
Aus einem Zeitungsbericht: Bei einer Genuntersuchung sollen Wissenschaftler
festgestellt haben, das bei 70 bis 80% der männlichen Angehörigen der
Kohen-Familien, einerlei ob sie aus Jemen, Australien, Kurdistan oder sonst
woher stammen, ein bestimmtes Gen im männlichen Y-Chromosom vorkommt, das
bei einer Vergleichsuntersuchung bei anderen Menschen, ob Juden oder
Nicht-Juden, nur bei 5% der Bevölkerung gefunden wurde. Ferner konnte der
Urvater dieses Chromosoms auf eine Zeit vor ca. 3200 Jahren, also etwa der
biblischen Exodus-Geschichte datiert werden. Mit freundlichen Grüßen
Bar Rav Nathan |
Die Anfrage:
Sehr geehrter Herr Dr. Miller,
ich habe eine Frage zu Gerim. Es heißt ja, dass Konvertiten nachdem
sie den Giur vollzogen haben, Juden wie alle anderen sind. Das
heißt, sie haben die gleichen Pflichten und Rechte. Warum aber darf
dann eine Gioret keinen Kohen heiraten, wenn sie doch auch Jüdin
ist? Was hat es genau damit auch sich?
Ich danke Ihnen vielmals für Ihre Antwort.
Beste Grüße
Y. |