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Aus der Rubrik "Frag' den Rabbi":
Konversion aus Verbundenheit mit dem Judentum?
Herr Dr. Miller übt seine Arbeit im Rahmen von haGalil ehrenamtlich aus. Das ist für ihn eine Selbstverständlichkeit. Trotzdem würde er es begrüßen, wenn Sie unseren Spendenaufruf berücksichtigen könnten. Nach jüdischer Lehre ist die Spende für Bedürftige oder für einen guten Zweck eine Mizva, ein religiöses Gebot, das im Himmel als gute Tat berücksichtigt wird.
Sehr geehrte Damen und Herren,

mehrfach wurde ich von Nichtjuden, die eine Verbundenheit mit dem Judentum verspüren, angesprochen. Manche von ihnen stellen sogar Überlegungen an, die Religion zu wechseln. Der Schritt der Konversion zum mosaischen Glauben ist allerdings meistens sehr beschwerlich und kann nicht immer (aus unterschiedlichen subjektiven oder objektiven) Gründen vollzogen werden.

- Warum ist es so schwer, jüdisch zu werden?

- Was sollten diese Menschen bedenken und was kann man ihnen empfehlen?

Antwort zu Punkt 1:

- Der Übertritt zum Judentum wird den Bewerbern oft sehr schwer gemacht. Sie müssen viel lernen, verschiedene Prüfungen bestehen und lange Wartefristen ertragen. Mancher Nichtjude mag sich darüber wundern, denn die Aufnahme in andere Religionen ist relativ einfach, manchmal wird sie sogar zu leicht gemacht, wenn man an die Missionstätigkeit denkt. Bei den Juden ist die Mission aber unbekannt.

- Es ist nicht ganz ausgemacht, warum die Rabbiner in unserer Zeit es den Übertretungswilligen so schwer machen. Offiziell und formal findet man allerdings hinreichend Belege in den heiligen Schriften, die die ablehnende Haltung der Rabbiner rechtfertigen, ja sogar vorschreiben. Man könnte jedoch auch Belege für die gegenteilige Haltung anführen, wie man generell in der Bibel und im Talmud Belege für kontroverse Haltungen finden kann.

- Es ist also womöglich auch oder insbesondere eine (wenn vielleicht auch nicht bewusste) politische Entscheidung (in Israel könnte es mit dem Staatsbürgerrecht zusammenhängen, das jedem Juden zusteht). Mir fällt hierbei eine entgegengesetzte Haltung, eine andere politische Entscheidung ein, die ein judäischer König vor zweitausend Jahren gefällt hat.

- Alexander Janäus, König von Judäa und Hohepriester in den Jahren 103 – 76 v.d.Z. war ein mächtiger und selbstbewusster Herrscher. Er hatte Ärger mit den kleineren Völkern, die an sein Land angrenzten. Diese fielen oft in das Land ein, besetzten, beraubten und zerstörten die Grenzortschaften. Um der Sache Herr zu werden, beschloss er, die heidnische Bevölkerung um Judäa herum zu Juden zu machen und das Problem auf diese Weise politisch zu lösen. Er führte viele Kriege, besetzte die Grenzgebiete und zwang deren Bewohner zum Übertritt zum Judentum. Sein Vorgehen hatte zusätzliche positive Wirkungen: Das Land Judäa vergrößerte sich um einiges, und durch die Assimilierung der Fremden nahm die Bevölkerung sehr zu. Dieser Bevölkerungszuwachs garantierte (nach Meinung mancher Historiker) den Fortbestand des jüdischen Volkes in den späteren Jahren. Die Kriege gegen Rom und die großen Blutbäder, die die Römer unter der jüdischen Bevölkerung anrichteten, hätten sonst zur Auslöschung des Volkes führen können.

Antwort zu Punkt 2:

- Anders als im Christentum, in dem die Bekehrung der Menschen und der Völker eine der wichtigsten Grundpfeiler der Religion ist (Matthäus 28: „Und Jesus trat zu ihnen, redete mit ihnen… Darum gehet hin und lehret alle Völker und taufet sie…“), kennt die jüdische Religion solche Bestrebungen nicht.

- Laut Hebräischer Bibel hat Gott Abraham auserwählt und mit ihm und seinen Nachkommen einen Bund geschlossen. Im 3. Buch Moses (20, 26) heißt es: „Darum sollt ihr mir heilig sein; denn ich, der HERR, bin heilig, der euch abgesondert hat von den Völkern, dass ihr mein wäret“.

- Dem Fremden, der sich, einerlei aus welchen Gründen, in mitten des jüdischen Volkes aufhält, der mit den Juden in ihrem Land lebt, gewährt die Bibel einen besonderen Schutz: „Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten und du sollst ihn lieben wie dich selbst“ (3. M. 19, 34). Allerdings ist da keine Rede von einer Aufnahme in die jüdische Religion. Es gibt auch weder biblische noch außerbiblische Quellen, die von einem formalen Akt der Übertretung sprechen. Wahrscheinlich wurde eine Aufnahme ins Judentum im Allgemeinen durch Heirat vollzogen. Die Bibel erzählt z.B. von Moses und auch von den Königen von Judäa, die sich fremde Frauen nahmen. Ihre Kinder waren selbstverständlich Juden.

- Es ist allerdings kein Wunder, dass die Bibel zum Glauben und den Göttern der anderen Völker, besonders der Nachbarvölker der Israeliten, eine sehr negative Einstellung hatte. Diese Völker waren Heiden, dienten Götzen und drohten die Juden zu verderben. Eine Tendenz, die Heiden zum Glauben an den Schöpfer der Welt, zum monotheistischen Gott zu bekehren, vertrat die Bibel nicht.

- Der Wunsch jedoch, dass alle Völker den Gott der Juden anerkennen, war doch vorhanden. Er kommt in der Prophezeiung des Jesaja in seiner wohl bekanntesten Vision von der Endzeit zum Ausdruck:
„Es wird zur letzten Zeit der Berg, da des HERRN Haus ist, fest stehen, höher denn alle Berge, und über alle Hügel erhaben werden, und werden alle Heiden dazu laufen und viele Völker hingehen und sagen: Kommt, lasst uns auf den Berg des HERRN gehen, zum Hause des Gottes Jakobs, dass er uns lehre seine Wege und wir wandeln auf seinen Pfaden! Denn von Zion wird das Gesetz ausgehen, und des HERRN Wort von Jerusalem. Und er wird richten unter den Heiden und strafen viele Völker. Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Denn es wird kein Volk gegen das andere ein Schwert aufheben, und werden hinfort nicht mehr Krieg führen. Kommt nun, ihr vom Hause Jakob, lasst uns wandeln im Lichte des HERRN!“

- Im Buch des Propheten Micha, Zeitgenosse von Jesaja (8. Jh. v.d.Z.), steht wörtlich die gleiche Prophezeiung, jedoch mit einem zusätzlichen Satz: „Denn alle Völker gehen ihren Weg, jedes ruft den Namen seines Gottes an; wir aber gehen unseren Weg im Namen des HERREN, unseres Gottes, für immer und ewig“ (Micha 4, 5). Dieser Satz ist bemerkenswert, denn hier kommt eine besondere Haltung zum Ausdruck: Die Akzeptanz von anderen Religionen, sofern sie die ethischen und gesetzlichen Normen des monotheistischen Gottes anerkennen.

- Der jüdische Gottesdienst wird jeweils mit einem Absatz abgeschlossen, der diese Theologie genau beschreibt:

„Deshalb legen wir in Dich unsere Hoffnung, Ewiger, unser Gott, dass wir Dich bald in der Herrlichkeit Deiner Stärke sehen, um Götzen von der Erde zu beseitigen, Abgötter gänzlich auszurotten, die Welt zu vervollkommnen als Reich des Allmächtigen; dann wird die ganze Menschheit Deinen Namen ausrufen, alle Bösen der Erde werden sich Dir zuwenden; alle Bewohner der Welt werden erkennen und wissen, dass sich vor Dir jedes Knie beugen muss, und dass Dir jede Zunge schwören muss.
Vor Dir, Ewiger, unser Gott, werden sie knien und sich niederwerfen und der Ehre Deines Namens Respekt zollen, und alle werden das Joch Deiner Herrschaft auf sich nehmen, auf dass Du bald für immer und ewig über sie regieren mögest. Denn Dein ist die Herrschaft, immer und ewig wirst Du in Ehren regieren, wie es in Deiner Tora geschrieben steht: Der Ewige wird in alle Ewigkeit regieren. Und es heißt: Der Ewige wird König über die ganze Erde sein, an jenem Tag wird Er Eins sein und Sein Name der Einzige.“

Schlussbemerkung:

Wer sich dem jüdischen Volk verbunden fühlt und der jüdische Religion Respekt und Anerkennung zollt, kann der Verbundenheit Rechnung tragen, indem er sich der in diesem Gebet geäußerten Hoffnung anschließt.

Mit freundlichen Grüßen
Bar Rav Nathan

[Eingangsseite zur Rubrik "Frag' den Rabbi"...]
haGalil onLine 20-10-2009

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