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Aus der Rubrik "Frag' den Rabbi":
Das Einzel- und das Gemeindegebet
Herr Dr. Miller übt seine Arbeit im Rahmen von haGalil ehrenamtlich aus. Das ist für ihn eine Selbstverständlichkeit. Trotzdem würde er es begrüßen, wenn Sie unseren Spendenaufruf berücksichtigen könnten. Nach jüdischer Lehre ist die Spende für Bedürftige oder für einen guten Zweck eine Mizva, ein religiöses Gebot, das im Himmel als gute Tat berücksichtigt wird.

Vorbemerkung:

Geht man am späten Nachmittag in den von religiösen Menschen bewohnen Städten Israels spazieren, wird man als Mann immer wieder mit der Bitte angesprochen, manchmal sogar etwas bedrängt, in eine Gebetstube einzukehren, damit die dort nicht vollzählig wartenden Menschen endlich mit dem Beten beginnen können. Haben die Wartenden Glück, bekommen sie die nötige Verstärkung und sie können bei zehn Anwesenden mit dem Gebet beginnen.

Sehr geehrte Damen und Herren,

die Fragen lauten:

- Was ist ein Minjan und
- warum sollen zehn Personen in der Synagoge anwesend sein?

Zur Klarstellung:

Das Gebet, die Zwiesprache mit Gott, das Anflehen oder die Lobpreisung Gottes bedarf keiner Förmlichkeit. Der Mensch kann sich zu jeder Zeit und an jedem Ort mit seinem Schöpfer in der einen oder anderen Art verständigen.

Antwort:

- Als Jerusalem und der heilige Tempel zerstört wurden, hörten die Juden nicht auf, an Gott zu glauben, denn ihr Gott war im Gegensatz zu den Heidengöttern ein Universalgott – der Einzige und an Ort und Zeit nicht gebunden. Der Gottesdienst wie ehedem, der Opferkult, war aber ohne einen Tempel nicht möglich. So entstanden nach und nach die Gebete und die Versammlungsorte, die Synagogen, für die Verrichtung des Gottesdienstes, der von nun an in der Form des Gebets verlief.

- Die Gebetszeiten wurden ähnlich wie die Opfergaben im heiligen Tempel dreimal am Tag, morgens, nachmittags und abends eingerichtet.

- Außerdem wurde nach und nach eine Gebetsordnung geschaffen und die Texte für das jeweilige Gebet wurden festgelegt.

- Manche Gebete sollten im Rahmen der Gemeinde in öffentlicher Form abgehalten werden. Im Talmud heißt es:
„Man betet nicht das Schma („Höre Israel“) mit den dazugehörigen vorangehenden und folgenden Segenssprüchen, tritt nicht als Vorbeter beim Achtzehngebet, spricht nicht den Priestersegen mit erhobenen Händen, liest nicht vor aus der Tora, liest nicht anschließend aus den Propheten, veranstaltet keine Trauerfeier, spricht nicht den Trauersegen und nicht den Hochzeitssegen, veranstaltet keinen gemeinschaftlichen Tischsegen mit Nennung des Gottesnamens, wenn weniger als zehn Männer anwesend sind“ (Meg. 23, 2).

- Minjan bedeutet Zahl. Dieses Wort steht für zehn männliche Personen, die jeweils mindestens dreizehn Jahre alt sind (Barmizwa hatten und zu den Erwachsenen gerechnet werden). Zehn Personen bilden eine Beter-Gemeinde. Es gibt keine biblische Stelle, die die Größe einer Gemeinde definiert. Die Talmudgelehrten haben jedoch diese Zahl von dem 4. Buch Moses, Kap. 14 Vers 17, abgeleitet, wo die Rede von einer „Eda“ = Gemeinde ist und diese aus zehn Männern bestand.

- Wo also zehn jüdische Männer versammelt sind, kann jede Art Gottesdienst abgehalten werden.

Nachbemerkung:

In früheren Zeiten, zur Zeit des Talmuds, waren die Ortschaften in Palästina klein, und es war nicht leicht zehn Männer zu finden, die sich von ihrer Arbeit freimachen und zum Beten gehen konnten. Ein Ort, in dem sich zehn Arbeitslose (Müßiggänger) fanden, die sich freiwillig in der Synagoge einfanden, um den Gottesdienst zu absolvieren, galt als eine Stadt. Deshalb hat ein Stadt im Talmud folgende Definition erfahren: „Welche heißt eine größere Stadt? In der sich zehn Müßiggänger befinden; wenn weniger, so ist es ein Dorf“ (Meg. 5, 1).

Zurück zu unserer Vorbemerkung: Im heutige Israel gibt es in den Städten sehr viel mehr als nur zehn Müßiggänger. Der Grund für das Anflehen der Passanten, den Minjan zum Beten zu vervollkommnen ist darin zu sehen, dass sich viele kleine Gebetsgemeinden, manchmal in enger Nachbarschaft, gebildet haben, die sich in Stuben versammeln (Stibl) und miteinander konkurrieren. Warum das so ist, müsste in einem weiteren Beitrag erörtert werden.

Mit freundlichen Grüßen
Bar Rav Nathan

Die Anfrage:

Sehr geehrter Rabbiner,

ich bin katholische Religionspädagogikstudentin und derzeit u.a. im Praxiseinsatz an einer bayerischen Hauptschule, wo ich im Religionsunterricht mit tätig bin.

Wir besprechen gerade das Thema "Juden in Franken" mit einer 8. Klasse. Nach Lektüre eines Textes über die jüdische Beerdigungspraxis stellten sich mir, wie auch meinen Schülern die Frage. "Warum müssen eigentlich 10 Männer bei einem jüdischen Gottesdienst anwesend sein?" - Ich, wie auch meine Mentorin konnten diese Frage nicht beantworten, weshalb ich mich nun an Sie wende. - Können Sie mir bitte helfen?
Für mich stellte sich dann weiter die Frage, warum die Zehnerzahl und nicht Zwölf? Da ja die Zwölferzahl das geeinte Gottesvolk repräsentieren würde, nicht wahr?
Ich bin Ihnen sehr dankbar wenn Sie mir helfen könnten.
Gottes Segen Ihnen.

Mit freundlichen Grüßen
M.

[Eingangsseite zur Rubrik "Frag' den Rabbi"...]
haGalil onLine 25-04-2009

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