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Aus der Rubrik "Frag' den Rabbi":
Sind die Juden böse Menschen?
Herr Dr. Miller übt seine Arbeit im Rahmen von haGalil ehrenamtlich aus. Das ist für ihn eine Selbstverständlichkeit. Trotzdem würde er es begrüßen, wenn Sie unseren Spendenaufruf berücksichtigen könnten. Nach jüdischer Lehre ist die Spende für Bedürftige oder für einen guten Zweck eine Mizva, ein religiöses Gebot, das im Himmel als gute Tat berücksichtigt wird.


Sehr geehrte Damen und Herren,

mir wurde ein Sachverhalt geschildert und zu diesem wurden Fragen gestellt. Es handelt sich um Folgendes:

Ein christlicher Geistlicher Namens Rev. Ted Pike verbreitet im Internet einen Film, der gegen die Juden und/oder das Judentum Hetze betreibt. Er sammelt Stellen im jüdischen Schrifttum, die eine negative Einstellung der Juden gegenüber Nichtjuden „beweisen“ sollen. Seine These lautet, Juden seien böse, weil der Talmud böse sei.

Der Fragesteller erwartet von mir, die vom Rev. Ted Pike zitierten Stellen zu erklären und zu entkräften. Er benötigt meine Hilfe, weil er selbst die „Fragen nicht beantworten kann“ und rechnet damit, dass meine Hilfe ihn „in seiner Arbeit weiterbringt“.

Antwort:

- Manche Agitatoren schaffen es immer wieder, Sachverhalte zu entstellen, Verwirrung zu stiften und bei gutgläubigen Menschen unangebrachte Zweifel zu wecken.

- Fangen wir doch damit an, dass wir einfach fragen, was behauptet der Reverend. Seine Aussage lautet: Die Juden sind böse, weil ihre Schriften Böses predigen. Dieser kurze Satz muss nur logisch bedacht werden, um alle Zweifel auszuräumen. Der Reverend geht also davon aus, dass die Juden böse sind. Gehen wir davon aus, dass er Recht hat, was spielt es dann für eine Rolle, dass in ihren Schriften Böses steht? Die Schriften sind in diesem Fall unerheblich.

Die Frage muss also lauten: Sind die Juden böse Menschen? Ich möchte diese Frage nicht mit Ja oder Nein beantworten, hingegen ganz simple Vergleiche anstellen, aus denen jeder sich seine eigene Meinung bilden kann:

- Wie viele Verbrechen gegen Menschen und Völker wurden im Laufe der Geschichte im Namen des Christentums verübt und wie viele im Namen des jüdischen Gottes?

- Wie viele Verbrechen gegen Menschen und Völker wurden im Laufe der Geschichte im Namen des Islams ausgeübt und wie viele im Namen des jüdischen Gottes?

- Wie viele Verbrechen gegen die Menschlichkeit wurden im Laufe der Geschichte vom jüdischen Volk begangen im Vergleich zu den Verbrechen des Spanischen Volkes, des Deutschen Volkes und viele andere Völker?

- Wie hoch ist der Prozentsatz von jüdischen Kriminellen im Vergleich zu Kriminellen nicht jüdischer Herkunft (z.B. in Amerika, in Deutschland, in Israel)?

- Gehen wir nunmehr davon aus, dass die Juden nicht schlechtere Menschen sind als Mitglieder die anderer Religion und anderer Nation. In wie fern sind dann Zitate und Aussagen in alten Schriften der Juden von Wichtigkeit, selbst wenn sie angeblich einen negativen Schatten auf ihre Verfasser werfen?

- Es sollen sich, wie ich gehört habe, im Neuen Testament wie auch im Koran Stellen befinden, die die Gläubigen in Nöte bringen. Andrerseits gibt es aber auch Theologen und Historiker, die solche Stellen zur Zufriedenheit aller gutwilligen Menschen erhellen können. (Denken wir nur als Beispiel an die Frage der Frauenrechte im Koran.)

- In diesem Zusammenhang möchte ich noch darauf hinweisen, dass solch Hetzen gegen die Juden und das Judentum nicht neu sind. Seit vielen Jahrhunderten haben sich Juden-Hasser die Mühe gemacht, die Schlechtigkeit der Juden aufgrund ihrer Schriften zu beweisen. Selbst als die Juden im Mittelalter in Europa die schlimmsten Verfolgungen erleiden mussten, versuchte man, ihnen das eine oder andere Übel nachzusagen. Wahrscheinlich sollten diese Verunglimpfungen von dem Bösen, das ihnen angetan wurde, ablenken und es kaschieren.

- Nun leben wir, mindestens in der westlich orientierten Welt, so denke ich, in einer Zeit der Aufklärung. Sich mit der „äußerst polemischen Ausgeburt christlichen Antisemitismus“ (so der Fragende), wie der des Rev. Ted Pike zu befassen, bedeutet, ihm mehr Ehre angedeihen zu lassen als ihm und dem Thema gebührt. Wer sich jedoch auf eine Diskussion mit Menschen wie dem Reverend einlässt und versucht, die von ihm zitierten Stellen zu erklären, begibt sich in eine Verteidigungsposition und hat somit schon verloren. Der Antisemitismus ist wie jedes andere menschenfeindliche Vorurteil eine Perversion und kann nur als solche behandelt werden.

Schlusswort:

Ich habe mich dieser Sache angenommen, obwohl es keine Fragen sind, die von einem Rabbiner beantwortet werden sollten. Es sind eher Fragen zur Geschichte des Antisemitismus. Wer wie der Fragesteller den Talmud und andere heilige Schriften verstehen will, der sollte jüdische Theologie und jüdische Geschichte studieren.

Mit freundlichen Grüßen
Bar Rav Nathan

Die Anfrage:

Sehr geehrter Herr Dr. Gabriel Miller,

ich schreibe Ihnen verschiedene Fragen, welche ich nicht beantworten kann, weil mir die Literatur und das Wissen bezogen auf den Judaismus fehlen.
Diese haben sich bei der Analyse des Films "Why the Mid-east bleeds" von Rev. Ted Pike vom National Prayer Network (truthtellers.org) (copyright 2003) ergeben. Ich untersuche seine Aussagen im Bereich Judaismus und zur jüdischen Geschichte auf Antisemitismus. Man wird schnell fündig, aber die gebalte Ladung an schauerlichen Behauptungen gemischt mit referenzlosen Bildern und Videoausschnitten, machen diese scheinbar gut recherchierte jedoch äußerst polemische Ausgeburt christlichen Antisemitismusses schwierig. Ich danke Ihnen im Vorraus für Ihre Zeit und Ihre Hilfe. Meine Fragen lauten also wie folgt:

-Der Talmud sei (manchen) Juden wichtiger als die Bibel (Referenz zu Hermann Wouk "This is my God") -Der Talmud rechtfertigt unmenschliches verhalten Nicht-Juden gegenüber (Referenz zum T.: Abodah Zarah 22b, 26b, Talmud Choschen Hamaschpat 165 5 Hagah ??) -Referenz zur "Jewish Encyclopedia" Definition of Gentiles -Referenz zu "Sanhedrin 58b", dass nur Israeliten menschen seien -für manche Judden habe das Buch "Zohar" noch mehr Bedeutung als der Talmud (Referenz zu Zohar Bereschit 47a, I 38b, 39a, 160a)
-Die Bedeutung des Kol Nidrei Gebets (was aber schon auf Grund meiner letzten Mail erklärt wurde...)

Rev. Ted Pike scheint dem unwissenden Beobachter seiner "Ausarbeitung" weit voraus zu sein, doch wer macht sich die Mühe das alles zu Überprüfen. Ich will es versuchen, weil ich denke, dass er gewissen Stellen aus ihrem Kontext reißt und so benutzt, dass es zu seiner Meinung passt: das Juden böse seien, weil der Talmud böse sei.

Wie gesagt, bin ich Ihnen für Ihre Zeit und Mühe dankbar und freue mich auf eine Antwort, die mich in meiner Arbeit weiterbringt.

Hochachtungsvoll

DJvB

[Eingangsseite zur Rubrik "Frag' den Rabbi"...]
haGalil onLine 05-02-2009

Antisemitisch - antijudaistische Propaganda:
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In judenfeindlichen Publikationen werden seit dem frühen Mittelalter Stellen aus dem Talmud zitiert, um die jüdische Tradition in Misskredit zu bringen. Heute kursieren ganze Sammlungen entsprechender "Zitate" vor allem im Internet...

Beispiele und Erklärungen:
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Um eine angeblich feindliche Position des Judentums in Bezug auf die Angehörigen anderer Völker (Gojim) zu belegen wird gerne ein Zitat aus Jewamoth (oder auch Yebamot) 61a herangezogen...

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Über antisemitische Hetze in den mittlerweile nicht mehr ganz so "neuen Medien" wurde im Laufe der letzten 10 Jahre viel geschrieben, viel diskutiert, viel lamentiert. Viele Gründe wurden dafür angeführt, weshalb man so wenig gegen diese Flut der Hetze unternehmen könne...

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Um die Juden im Bereich des Denkens zu schlagen und die als Konkurrenz empfundene Lehre des Judentums zu diskreditieren, versuchte man die geistigen Grundlagen der Lehre zu erniedrigen oder zu zerstören. Im 13.Jh. begann die Kirche einen Prozess gegen den Talmud...

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