Das Tor zur Freiheit:
Eli (Erich) Lasch ist gestorben
David Gall
Vor kurzem schickte mir
Eli die Mitschrift seines Gesprächs mit seinem Freund und Kollegen
Eyad El-Sarraj,
den er noch aus seiner Zeit als
Leiter des
Gesundheitswesen im Gaza-Streifen kannte. Dabei sprachen die beiden auch
von den alten Zeiten und davon, dass sie vielleicht noch einmal gemeinsam
etwas aufbauen sollten, in Gaza.
Bis zuletzt glaubte Eli
an die Notwendigkeit aber auch an die Möglichkeit einer Koexistenz. Sein
letztes Buch handelte hauptsächlich von der
Aussöhnung. Er habe festgestellt, dass es möglich ist, sagte er. Wir müssten
aber umdenken. Und der einzige Weg sei die Zusammenarbeit für ein Ziel, das
höher ist als die kleinen persönlichen Interessen.
Eli erzählte gerne eine
chassidische Geschichte, vom Baal Schem Tov, dem Gründer der chassidischen
Bewegung. Wenn der eine Gefahr für seine Gemeinde kommen sah, ging er an
einen bestimmten Ort im Wald, sang ein besonderes Gebet mit einer besonderen
Melodie - und die Gefahr wurde abgewendet.
Wenn der Gemeinde eine Generation später wieder Gefahr drohte, ging auch
Rabbi Dow Bär, der Maggid von Mesritsch, in den Wald. Den genauen Ort wusste
er zwar nicht mehr, aber die besonderen Gebete mit der besonderen Melodie,
die kannte er noch. Und Gott erhörte ihn und die Gefahr wurde abgewendet.
Eine weitere Generation später befand sich Rabbi Mosche Leib aus Sassow in
derselben Situation. Er ging darauf hin in den Wald und sagte: "Wir kennen
den genauen Ort nicht mehr und auch nicht die besonderen Melodien, aber das
Gebet kenne ich, das muß nun genügen". Und wieder wurde die Gefahr
abgewendet.
Noch eine Generation später wollte Rabbi Israel von Ruzhin wieder eine
Gefahr abwenden. Er kannte weder den Wald, noch den besonderen Ort. Auch
nicht die Melodie und das besondere Gebet. Aber er hatte dieselbe Absicht
und dieselbe Einstellung. Und das musste genügen. Und es genügte.
Für Eli war die Geschichte mit Rabbi Israel von Ruzhin aber noch nicht zu
Ende. Er hatte die Schoah erlebt, eine Katastrophe, die keines der
traditionellen Gebete abwenden konnte und deshalb fragte er sich "Hat Gott
Sein Volk verlassen oder ist ein neuer Zugang unsererseits zu Gott notwendig
geworden?"
Die Kabbalah, die mystische Tradition des jüdischen Volkes, war für ihn
heute so lebendig wie eh und je und so erklärte er: "Das Ziel der Kabalah
ist, war und bleibt die Vereinigung mit Gott, dem Höchsten Wesen. Die Lehre
allerdings muss für jede Generation neu formuliert werden, und jede empfängt
sie in ihrer eigenen Sprache. Deswegen sind viele alte Schriften für uns
unverständlich. Wir ahnen zwar, dass in ihnen viel Wahrheit liegt, doch ihre
Bedeutung bleibt uns zum großen Teil verschlossen. Sie wurden für die
Menschen ihrer eigenen Zeit verfasst. Menschen, die unterdrückt waren, und
unter permanenter Verfolgung lebten und litten."
Dies galt für alle Schriften, nur nicht für die Torah: "Deren Wahrheit ist
eine ewige Wahrheit, sie ist für immer gültig. Die Sprache der Torah ist so
einfach und klar, dass sie von jedem, der sie liest, verstanden werden kann,
von jedem auf seine Art und Weise. Ihre mystische Auslegung ist die Kabbalah
und diese ist es, die für jede Generation neu formuliert werden muss. Darum
Kabbalah heute"...
Wie in der chassidischen Geschichte kommt es auf die Absicht an, nicht auf
das Ritual. Dieses ist nur das äußere Gewand. Für Eli war nach der Schoah
und der Entstehung des Staates Israel ein neuer Funke notwendig. Deshalb
suchte er nach einer Erneuerung, manchmal sprach er sogar von einer
Wiedergeburt der uralten Weisheit. Er meinte eine Kabbalah für freie
Menschen und er versuchte die Menschen die ihm begegneten zu ermutigen, zur
Freiheit.
Heute, in der Nacht des 7. Nisan 5769, eine Woche vor dem Sederabend, an dem
wir unsere Freiheit feiern, ist Eli gestorben.
Barukh Dajan haEmet! Gelobt sei der Richter der Wahrheit.
In Gedanken sind wir bei
seiner Frau Karo und seiner Familie.
Seine letzte CD hieß
"Das Tor zur Freiheit",
daraus das Gedicht "The Gate / Das Tor"
(inkl. mpg-SoundFile)...
[Forum]
THE GATE
by Eli Lasch
There is a gate
In each of us
From here to there
From therc to here
Or could it simply be
From here to here
From there to there?
There is a gate
In each of us
From death to life
From life to death
Or could ist simply be
From life to life
From death to death?
There is a gate
In each of us
For us to choose
For us to use
The question is
For all of us
Where is the gate
For me to pass. |
DAS TOR
von Eli Lasch
Es gibt ein Tor
In jedem von uns
Von hier nach dort
Von dort nach hier
Oder könnte es einfach sein
Von hier nach hier
Von dort nach dort?
Es gibt ein Tor
In jedem von uns
Vom Tod zum Leben
Vom Leben zum Tod
Oder könnte es einfach sein
Vom Leben zum Leben
Vom Tod zum Tod?
Es gibt ein Tor
In jedem von uns
Wir haben die Wahl
Doch müssen wir durch
Die Frage ist
Für mich, für dich
Wo ist mein Tor,
Das Tor für mich? |
Das Wunder von Gaza
Zum Inhaltsverzeichnis:
Jahaduth
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