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Israel 1995
Yitzhak Rabins letztes Jahr
23.Januar 1995
Ein Selbstmordattentäter des Jihad Islami verübt einen
Sprengstoffanschlag bei Netanya, bei dem 19 Israelis sterben.
2. Februar 1995
Gipfeltreffen Arafats, Rabins, Mubaraks und König Husseins in Kairo.
7. Februar 1995
Die palästinensische Autonomiebehörde richtet den
Staatssicherheitsgerichtshof ein, der sich rasch zu einem Instrument
zur Unterdrückung der Opposition gegen die Autonomiebehörde
entwickelt.
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Yitzhak Rabins letztes Jahr: Der Ministerpräsident ist an vielen
innen- und außenpolitischen Entwicklungen aktiv beteiligt. Auch ist er
häufiger Gast bei feierlichen Anlassen, etwa der Einweihung des
Autobahnkreuzes von Kfar Schmarjahu. Später wird bekannt, daß Yig'al
Amir schon bei dieser Gelegenheit versucht hatte, Rabin zu ermorden. |
21. März 1995
Israel und Syrien nehmen auf Vorschlag Warren Christophers die
offiziellen Verhandlungen vorläufig wieder auf.
9. April 1995
Nach einem Selbstmordanschlag zweier Palästinenser im Gazastreifen,
bei dem sieben Israelis sterben, beschließt die Palästinensische
Nationalbehörde, hart gegen islamistische Extremisten vorzugehen.
Schwere Stunden:
Das Foto zeigt Rabin im Februar 1995 beim Besuch der Kreuzung
bei Beit-Lid. wo kurz zuvor ein mörderisches Attentat stattfand
Trotz aller Versuche von Hamas und Islamischem Dschihad, den
Friedensprozess durch Tod und Terror zu stoppen, hält Rabin an
seinem Kurs fest. |
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Als das zweite Osloer Abkommen unterzeichnet wird, protestieren
nicht nur die Siedler in Hebron.
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Rabin und Arafat werden als »Blutsbrüder beschimpft und schwerer
Verbrechen am jüdischen Volk beschuldigt. |
6.Juli 1995
Arafat und Rabin einigen sich über die Eckpunkte eines
Interimsabkommens über die Selbstverwaltung des Westjordanlands.
24. Juli und 21. August 1995
Terroranschläge palästinensischer Selbstmordattentäter auf
israelische Busse in Ramat Gan und Westjerusalem verzögern die für
25. Juli geplante Unterzeichnung des Interimsabkommens als Beginn
der zweiten Phase der Osloer Vereinbarungen.
24. September 1995
Vertreter Israels und der Palästinensischen Nationalbehörde
vereinbaren im -> Oslo-II-Abkommen (Washingtoner oder
Interimsabkommen für das Westjordanland und den Gazastreifen) die
Erweiterung des Zuständigkeitsbereichs der palästinensischen
Selbstverwaltung. Das Westjordanland wird in drei Zonen (A,B,C)
aufgeteilt. Das Interimsabkommen wird von Rabin und Arafat am 28.
September in Washington unterzeichnet.
OSLO ZWEI Zwei Jahre nach der
Unterzeichnung des Rahmenabkommens zwischen Israel und der PLO
(Oslo-Abkommen) wird eine weitere Übereinkunft getroffen, die
die Ausweitung der palästinensischen Herrschaft vorsieht - das
zweite Osloer Abkommen. Danach werden den Palästinensern
ungefähr 2.000 Quadratkilometer der Westbank (ohne Jerusalem)
übertragen, während Israel 3.900 Quadratkilometer behält.
Die Verhandlungen, die dem Vertragsschluss
vorausgehen, sind langwierig. Die Unterzeichnung des Vertrages
verzögert sich immer wieder. Am 28. September 1995 ist es endlich
soweit: Vor dem Weißen Haus in Washington verkünden Rabin und
Arafat: "Keiner von uns verliert etwas, sondern wir üben Verzicht -
um des Friedens willen.
Unterwegs zum zweiten Oslo-Abkommen.
Von rechts nach links: Mubarak, Arafat. Clinton, Rabin und König
Hussein
Die israelische Öffentlichkeit ist gespalten:
Unmittelbar nach dem Vertragsschluss sind 51% der Bevölkerung dafür
und 47% dagegen. Die Rechte und die Siedler üben lautstark Kritik.
Auf ihren Demonstrationen sind scharfe Angriffe auf die Regierung,
besonders auf Jizhak Rabin zu hören.
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Die Demonstrationen des Rechtsblocks, von Likud, über
Nationalreligiöse bis zu Kach-Aktivisten werden immer
größer, die Hetze immer aggressiver und die
Gewaltbereitschaft immer bedrohlicher.
Rabin wird gleichzeitig als PLO-Anhänger, Verräter,
Geisteskranker, Alkoholiker, Judenrat, Kapo, SS-Mann, Mörder
bezeichnet.
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Bis zum Jahresende räumt Israels Armee alle großen
palästinensischen Städte (Gebiet A) außer Hebron; Tausende
palästinensischer Inhaftierter werden freigelassen. Der Rückzug aus
Gebiet B, aus Dörfern, Kleinstädten und Flüchtlingslagern, soll im
Frühjahr 1996 beendet sein. Gebiet C, Regionen mit jüdischen
Siedlungen und Armeelagern, und das Jordantal bleiben israelisch.
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13. Oktober 1995
Die Hamas und die PLO erwägen eine »nationale Versöhnung«.
26. Oktober 1995
Der Chef des Jihad Islami, Fathi Shikaki, wird von
Mossad-Agenten auf Malta erschossen.
4. November 1995
11.Cheschvan 5756
Nach einer Kundgebung in Tel Aviv zur Unterstützung der
Regierungspolitik wird der israelische Ministerpräsident Yitzhak
Rabin ermordet. Yigal Amir, der Mörder, ist Anhänger der
religiösen Rechten.
Das letzte Lied:
Yitzhak Rabin hält das Textblatt des "Friedensliedes" in Händen
Nur wenige Minuten später wird er von Yigal Amir erschossen.
Die bittere Nachricht:
Verfasst und verlesen von Eitan Haber im Ichilov-Krankenhaus in
Tel-Aviv, am Abend des 4.Novembers 1995.
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Schalom, Hawer!
YITZHAK RABIN, 1922 - 1995
Die Tage nach dem 4. November gehören wohl zu den schlimmsten, die
der Staat Israel seit seiner Gründung erlebt hat. Zum ersten Mal wird
ein führender Politiker ermordet: Yitzhak Rabin.
Rabin ist zum zweiten Mal Ministerpräsident. Er bekleidet das Amt
seit mehr als drei Jahren. Außerdem ist er Verteidigungsminister,
ihm zur Seite steht Shim'on Peres als Außenminister. Zur
Überraschung aller, kommen sich die beiden langjährigen Konkurrenten
näher und arbeiten eng zusammen. Sie führen Israel zu dem
historischen Abkommen mit der PLO, danach zum Friedensvertrag mit
Jordanien. Sogar eine Übereinkunft mit Syrien zeichnet sich ab.
Rabin greift aktiv in viele Bereiche ein, in die Wirtschaftspolitik
ebenso wie in gesellschaftliche Fragen. Er trifft häufig mit
führenden Intellektuellen zusammen und reist viel in Israel umher.
Er wirkt auch sehr viel versöhnlicher als früher, trotz der
zahlreichen Angriffe auf seine Politik und seine Person.
Wegen seiner »Kapitulation« vor der PLO und des Verzichts auf Teile
von Eretz Israel werden immer wieder Drohungen gegen ihn laut. Auch
Rabbiner kritisieren ihn öffentlich. Auf rechtsextremen
Demonstrationen zeigt man ihn in Nazi-Uniform - in Israel eine
unerhörte Provokation. Im Sommer und Herbst 1995 mehren sich die
Attacken, doch Rabin nimmt sie nicht ernst. Er weiß die Mehrheit der
Bevölkerung hinter sich. Meinungsumfragen zufolge nimmt seine
Beliebtheit stetig zu.
Als
Beweis dafür, dass das Volk den Frieden befürwortet, findet am Abend
des 4. November 1995 auf dem Malchei-Israel-Platz (»Platz der Könige
Israels«) in Tel Aviv eine Massenkundgebung statt. Rabin ist
Ehrengast. Er ist tief bewegt, dass Hunderttausende gekommen sind,
um seine Politik zu unterstützen. »Das Volk Israel will Frieden und
sagt ja zum Frieden«. verkündet Rabin.
Am Ende der Kundgebung stimmt er mit ein, als die Sängerin Miri
Aloni das »Friedenslied« anstimmt. Danach begibt Rabin sich zu
seinem Wagen, wechselt unterwegs ein paar Worte mit Bekannten und
wird von mehreren hundert Jugendlichen, die vor dem Parkplatz auf
ihn warten, begeistert mit »Frieden! Frieden!« und »Wir unterstützen
dich!« begrüßt.
Als er neben seinem Wagen steht, nähert sich ihm ein unauffälliger
junger Mann, der plötzlich einen Revolver zieht und aus
allernächster Nähe dreimal auf ihn schießt. Zwei Schüsse treffen
Rabin, der dritte einen Leibwächter.
Der Ministerpräsident des Staates Israel wird sofort ins Krankenhaus
gefahren, wo er jedoch kurze Zeit später stirbt.
Trauer und Einsetzen senken sich über das Land, und
auch in vielen anderen Staaten stehen die Flaggen auf halbmast.
US-Präsident Clinton hält eine bewegende Trauerrede: »Die Welt hat einen
großen Menschen verloren, einen Kämpfer für die Freiheit seines Volkes
und für den Frieden. Schalom, Chaver! Lebewohl, mein Freund!«
Tag und Nacht ziehen Menschen an Rabins Sarg vorüber.
An seiner Beisetzung nehmen führende Persönlichkeiten aus der ganzen
Welt teil. Täglich versammeln sich Tausende auf dem
Malchei-lsrael-Platz, der in
Yitzhak-Rabin-Platz
umbenannt wird. Die Menschen zünden Kerzen an und singen Trauerlieder.
Die meisten Trauernden sind Jugendliche. Allgemein herrscht die
Überzeugung vor, der abscheuliche Mord müsse gesühnt werden und dennoch
werde Israel nie mehr so sein wie zuvor.
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27. - 29. Dezember 1995
Die seit Juni unterbrochenen Verhandlungen zwischen Israel und
Syrien werden in Washington wieder aufgenommen.
Quellen:
--
Eretz Israel -
Das zwanzigste Jahrhundert, von
Mordecai Naor
-- haMeah
haEsrim, A.Feierstein, Verteidigungsministerium
-- Rezach beSchem Elohim -
haKescher neged Jizhak Rabin, Michael Karpin, 'Inah Fridman,
Zmora-Bitan TA
--
Nahostlexikon, Gernot Rotter, Shirin Fathi, Palmyra
--
Rabin - Ein politischer
Mord, Amnon Kapeliuk
--
Gaza - Amira Hass
hagalil.com
04-11-2003 |