hebraeisch.israel-life.de / israel-tourismus.de / nahost-politik.de / zionismus.info
Judentum und Israel
haGalil onLine - http://www.hagalil.com
     

 

[1987] [1990] [1991] [1992] [1994] [1995] [...]

Israel 1995
Yitzhak Rabins letztes Jahr

23.Januar 1995
Ein Selbstmordattentäter des Jihad Islami verübt einen Sprengstoffanschlag bei Netanya, bei dem 19 Israelis sterben.

2. Februar 1995
Gipfeltreffen Arafats, Rabins, Mubaraks und König Husseins in Kairo.

7. Februar 1995
Die palästinensische Autonomiebehörde richtet den Staatssicherheitsgerichtshof ein, der sich rasch zu einem Instrument zur Unterdrückung der Opposition gegen die Autonomiebehörde entwickelt.

Yitzhak Rabins letztes Jahr: Der Ministerpräsident ist an vielen innen- und außenpolitischen Entwicklungen aktiv beteiligt. Auch ist er häufiger Gast bei feierlichen Anlassen, etwa der Einweihung des Autobahnkreuzes von Kfar Schmarjahu. Später wird bekannt, daß Yig'al Amir schon bei dieser Gelegenheit versucht hatte, Rabin zu ermorden.

 

21. März 1995
Israel und Syrien nehmen auf Vorschlag Warren Christophers die offiziellen Verhandlungen vorläufig wieder auf.

9. April 1995
Nach einem Selbstmordanschlag zweier Palästinenser im Gazastreifen, bei dem sieben Israelis sterben, beschließt die Palästinensische Nationalbehörde, hart gegen islamistische Extremisten vorzugehen.

Schwere Stunden:
Das Foto zeigt Rabin im Februar 1995 beim Besuch der Kreuzung bei Beit-Lid. wo kurz zuvor ein mörderisches Attentat stattfand Trotz aller Versuche von Hamas und Islamischem Dschihad, den Friedensprozess durch Tod und Terror zu stoppen, hält Rabin an seinem Kurs fest.

 

Als das zweite Osloer Abkommen unterzeichnet wird, protestieren nicht nur die Siedler in Hebron.

Enter

Rabin und Arafat werden als »Blutsbrüder beschimpft und schwerer Verbrechen am jüdischen Volk beschuldigt.

6.Juli 1995
Arafat und Rabin einigen sich über die Eckpunkte eines Interimsabkommens über die Selbstverwaltung des Westjordanlands.

24. Juli und 21. August 1995
Terroranschläge palästinensischer Selbstmordattentäter auf israelische Busse in Ramat Gan und Westjerusalem verzögern die für 25. Juli geplante Unterzeichnung des Interimsabkommens als Beginn der zweiten Phase der Osloer Vereinbarungen.

24. September 1995
Vertreter Israels und der Palästinensischen Nationalbehörde vereinbaren im -> Oslo-II-Abkommen (Washingtoner oder Interimsabkommen für das Westjordanland und den Gazastreifen) die Erweiterung des Zuständigkeitsbereichs der palästinensischen Selbstverwaltung. Das Westjordanland wird in drei Zonen (A,B,C) aufgeteilt. Das Interimsabkommen wird von Rabin und Arafat am 28. September in Washington unterzeichnet.

OSLO ZWEI

Zwei Jahre nach der Unterzeichnung des Rahmenabkommens zwischen Israel und der PLO (Oslo-Abkommen) wird eine weitere Übereinkunft getroffen, die die Ausweitung der palästinensischen Herrschaft vorsieht - das zweite Osloer Abkommen. Danach werden den Palästinensern ungefähr 2.000 Quadratkilometer der Westbank (ohne Jerusalem) übertragen, während Israel 3.900 Quadratkilometer behält.

Die Verhandlungen, die dem Vertragsschluss vorausgehen, sind langwierig. Die Unterzeichnung des Vertrages verzögert sich immer wieder. Am 28. September 1995 ist es endlich soweit: Vor dem Weißen Haus in Washington verkünden Rabin und Arafat: "Keiner von uns verliert etwas, sondern wir üben Verzicht - um des Friedens willen.


Unterwegs zum zweiten Oslo-Abkommen.
Von rechts nach links: Mubarak, Arafat. Clinton, Rabin und König Hussein

Die israelische Öffentlichkeit ist gespalten: Unmittelbar nach dem Vertragsschluss sind 51% der Bevölkerung dafür und 47% dagegen. Die Rechte und die Siedler üben lautstark Kritik. Auf ihren Demonstrationen sind scharfe Angriffe auf die Regierung, besonders auf Jizhak Rabin zu hören.

Enter Die Demonstrationen des Rechtsblocks, von Likud, über Nationalreligiöse bis zu Kach-Aktivisten werden immer größer, die Hetze immer aggressiver und die Gewaltbereitschaft immer bedrohlicher.
Rabin wird gleichzeitig als PLO-Anhänger, Verräter, Geisteskranker, Alkoholiker, Judenrat, Kapo, SS-Mann, Mörder bezeichnet.

Rabin

Bis zum Jahresende räumt Israels Armee alle großen palästinensischen Städte (Gebiet A) außer Hebron; Tausende palästinensischer Inhaftierter werden freigelassen. Der Rückzug aus Gebiet B, aus Dörfern, Kleinstädten und Flüchtlingslagern, soll im Frühjahr 1996 beendet sein. Gebiet C, Regionen mit jüdischen Siedlungen und Armeelagern, und das Jordantal bleiben israelisch.

13. Oktober 1995
Die Hamas und die PLO erwägen eine »nationale Versöhnung«.

26. Oktober 1995
Der Chef des Jihad Islami, Fathi Shikaki, wird von Mossad-Agenten auf Malta erschossen.

4. November 1995
11.Cheschvan 5756

Nach einer Kundgebung in Tel Aviv zur Unterstützung der Regierungspolitik wird der israelische Ministerpräsident Yitzhak Rabin ermordet. Yigal Amir, der Mörder, ist Anhänger der religiösen Rechten.

Das letzte Lied:
Yitzhak Rabin hält das Textblatt des "Friedensliedes" in Händen Nur wenige Minuten später wird er von Yigal Amir erschossen.

Die bittere Nachricht:
Verfasst und verlesen von Eitan Haber im Ichilov-Krankenhaus in Tel-Aviv, am Abend des 4.Novembers 1995.

 

Schalom, Hawer!
YITZHAK RABIN, 1922 - 1995

Die Tage nach dem 4. November gehören wohl zu den schlimmsten, die der Staat Israel seit seiner Gründung erlebt hat. Zum ersten Mal wird ein führender Politiker ermordet: Yitzhak Rabin.

Rabin ist zum zweiten Mal Ministerpräsident. Er bekleidet das Amt seit mehr als drei Jahren. Außerdem ist er Verteidigungsminister, ihm zur Seite steht Shim'on Peres als Außenminister. Zur Überraschung aller, kommen sich die beiden langjährigen Konkurrenten näher und arbeiten eng zusammen. Sie führen Israel zu dem historischen Abkommen mit der PLO, danach zum Friedensvertrag mit Jordanien. Sogar eine Übereinkunft mit Syrien zeichnet sich ab.

Rabin greift aktiv in viele Bereiche ein, in die Wirtschaftspolitik ebenso wie in gesellschaftliche Fragen. Er trifft häufig mit führenden Intellektuellen zusammen und reist viel in Israel umher. Er wirkt auch sehr viel versöhnlicher als früher, trotz der zahlreichen Angriffe auf seine Politik und seine Person.

Wegen seiner »Kapitulation« vor der PLO und des Verzichts auf Teile von Eretz Israel werden immer wieder Drohungen gegen ihn laut. Auch Rabbiner kritisieren ihn öffentlich. Auf rechtsextremen Demonstrationen zeigt man ihn in Nazi-Uniform - in Israel eine unerhörte Provokation. Im Sommer und Herbst 1995 mehren sich die Attacken, doch Rabin nimmt sie nicht ernst. Er weiß die Mehrheit der Bevölkerung hinter sich. Meinungsumfragen zufolge nimmt seine Beliebtheit stetig zu.

04. November 1995 Schir laSchalomAls Beweis dafür, dass das Volk den Frieden befürwortet, findet am Abend des 4. November 1995 auf dem Malchei-Israel-Platz (»Platz der Könige Israels«) in Tel Aviv eine Massenkundgebung statt. Rabin ist Ehrengast. Er ist tief bewegt, dass Hunderttausende gekommen sind, um seine Politik zu unterstützen. »Das Volk Israel will Frieden und sagt ja zum Frieden«. verkündet Rabin.
Am Ende der Kundgebung stimmt er mit ein, als die Sängerin Miri Aloni das »Friedenslied« anstimmt. Danach begibt Rabin sich zu seinem Wagen, wechselt unterwegs ein paar Worte mit Bekannten und wird von mehreren hundert Jugendlichen, die vor dem Parkplatz auf ihn warten, begeistert mit »Frieden! Frieden!« und »Wir unterstützen dich!« begrüßt.
Als er neben seinem Wagen steht, nähert sich ihm ein unauffälliger junger Mann, der plötzlich einen Revolver zieht und aus allernächster Nähe dreimal auf ihn schießt. Zwei Schüsse treffen Rabin, der dritte einen Leibwächter.
Der Ministerpräsident des Staates Israel wird sofort ins Krankenhaus gefahren, wo er jedoch kurze Zeit später stirbt.

Trauer und Einsetzen senken sich über das Land, und auch in vielen anderen Staaten stehen die Flaggen auf halbmast. US-Präsident Clinton hält eine bewegende Trauerrede: »Die Welt hat einen großen Menschen verloren, einen Kämpfer für die Freiheit seines Volkes und für den Frieden. Schalom, Chaver! Lebewohl, mein Freund!«

shchawer.gif (1511 Byte)

Tag und Nacht ziehen Menschen an Rabins Sarg vorüber. An seiner Beisetzung nehmen führende Persönlichkeiten aus der ganzen Welt teil. Täglich versammeln sich Tausende auf dem Malchei-lsrael-Platz, der in Yitzhak-Rabin-Platz umbenannt wird. Die Menschen zünden Kerzen an und singen Trauerlieder. Die meisten Trauernden sind Jugendliche. Allgemein herrscht die Überzeugung vor, der abscheuliche Mord müsse gesühnt werden und dennoch werde Israel nie mehr so sein wie zuvor.

Don't miss it! Sound-Files Real-Audio from November 1995
Genauere Angaben zu den Soundfiles,

Liedtexte, Übersetzungen...

27. - 29. Dezember 1995
Die seit Juni unterbrochenen Verhandlungen zwischen Israel und Syrien werden in Washington wieder aufgenommen.

Quellen:
-- Eretz Israel -
Das zwanzigste Jahrhundert, von
Mordecai Naor
-- haMeah haEsrim, A.Feierstein, Verteidigungsministerium
-- Rezach beSchem Elohim - haKescher neged Jizhak Rabin, Michael Karpin, 'Inah Fridman, Zmora-Bitan TA
-- Nahostlexikon, Gernot Rotter, Shirin Fathi, Palmyra
-- Rabin - Ein politischer Mord, Amnon Kapeliuk
-- Gaza - Amira Hass

hagalil.com 04-11-2003


Spenden Sie mit PayPal - schnell, kostenlos und sicher!
Theodor Herzls Altneuland 18.80Euro!

haGalil.com ist kostenlos! Trotzdem: haGalil kostet Geld!

Die bei haGalil onLine und den angeschlossenen Domains veröffentlichten Texte spiegeln Meinungen und Kenntnisstand der jeweiligen Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber bzw. der Gesamtredaktion wieder.
haGalil onLine

[Impressum]
Kontakt: hagalil@hagalil.com
haGalil - Postfach 900504 - D-81505 München

1995-2010 © haGalil onLine® bzw. den angeg. Rechteinhabern
Munich - Tel Aviv - All Rights Reserved
Ehem. IDPS - Kirjath haJowel, Jerusalem.