Die Juden in der Welt:
Das Land Israel
PALÄSTINA / EREZ ISRAEL
Teil 3, nach Mark
Wischnitzer
Teil 1 /
Teil 2
Judäa war arg verwüstet und stark entvölkert.
Jerusalem lag in Trümmern; aber noch hofften die Juden überall in
der Welt auf den Wiederaufbau des Landes. 46 Jahre nach dem
Untergang des Staates brach ein Aufstand der Juden aus, der von
Nordafrika über Cypern bis nach Mesopotamien getragen wurde. Die
Initiative ging vom Rest des Volkes in Palästina aus.
Aufstände
gegen die
Römer (1.-2.Jh.n.Z.)
Bar Kochba stellte sich an die Spitze der
Aufständischen in Palästina. Noch einmal machten die heldenhaften
Anstrengungen jüdischer Männer den römischen Legionen zu schaffen.
Bar Kochba wurde nach zäher Verteidigung geschlagen (135 n. Chr.),
die Aufstände in Nordafrika brachen zusammen.
Was von Palästina übrig blieb und sich behaupten konnte, waren
einige Gemeinden im Galil, die sich unter einem Patriarchat
organisierten. Es wurde ihnen Autonomie in der inneren Verwaltung
und Rechtsprechung gewährt. Hier konstituierte sich in Uscha das
Synhedrion, wie es ähnlich einmal im Tempel von Jerusalem getagt
hatte. Späterhin wurde es nach Tiberias verlegt.
Auch Cäsarea, seit Ende des 2. Jahrhunderts Metropole des
christlichen Palästina, wurde ein Sitz jüdischer Gelehrsamkeit. Bar
Kappara, Schüler des Patriarchen Jehuda I., eröffnete dort ein
Lehrhaus, das dem von Tiberias nicht nachstand. Von dem geordneten
Gemeinwesen, das einen gewissen Wohlstand zur Voraussetzung haben
mußte, zeugen die bis heute erhaltenen Synagogenruinen Galiläas.
Das geistige Schaffen der Zeit vom 1. bis 5. Jahrhundert vertreten
die Gesetzeslehrer der Tannaiten- und der Amoräerschule, die Lehre
und Brauch deuteten, systematisch verarbeiteten und kodifizierten.
Der gesamte Überlieferungsstoff wurde im palästinensischen Talmud
niedergelegt.
Römisches
und
byzantinisches Jerusalem
Die Entwicklung, die das Christentum unter Konstantin dem Großen
(312-337) nahm, insbesondere der mit dessen Erstarkung immer weiter
wachsende Gegensatz zum Judentum, beschleunigten den Niedergang des
jüdischen Volksrestes in Palästina (Erez Israel).
Das Land wurde unter den Byzantinern christianisiert, späterhin seit
der arabischen Eroberung (636) islamisiert. Im Mittelalter war es
der Schauplatz ununterbrochener Kriege. Der Dichter Jehuda Halevi
verzehrte sich vor Sehnsucht nach Palästina. Er ging hin.
Benjamin von Tudela (1170/71) fand 400 jüdische Familien in Gaza
vor, 200 in Askalon, 200 in Jerusalem, 50 in Tiberias und etwa 600
in den Dörfern des Galil (Galiläa). Benjamin brachte nach Palästina
der Wunsch, den spanischen Juden von den Brüdern im "Lande" zu
erzählen. Andere zog es hin, um; auf dem Boden der Heimat zu leben
oder wenigstens zu sterben.
haGalil
Jüdische Städte und Dörfer in der römisch-byzantinischen Periode
(Mischnah und Talmud)
und zu Beginn der Islamisierung (7.-8.Jh.n.Z.)
haMerkas
|
Im Jahre 1211 besuchten das Land
über 300 Rabbiner aus Frankreich und England. 1267 kam
Nachmanides, der Talmudgelehrte und Mystiker nach Jerusalem, wo
er eine Gemeinde organisierte, Synagoge und Lehrhaus
einrichtete. Nachmanides versandte Briefe mit der Aufforderung,
nach Palästina auszuwandern. Die Pionierarbeit des Nachmanides
hatte einen gewissen Erfolg; nicht allein in Jerusalem, sondern
auch in Safed, Akko, Ramle entstanden jüdische Siedlungen.
1313 fand der provencalische Rabbiner Eschtori Haparchi
Gemeinden auch in Beth Schean und in einer Ortschaft in Gilead
vor. Der Rabbiner Isaak Chelo verzeichnet 1328 bereits eine
bedeutende Gemeinde in Jerusalem, sowie eine in Hebron. Man
erfährt von jüdischen Handwerkern in Ramle, von Gewerbe- und
Handeltreibenden in Jaffa. In Südpalästina weideten jüdische
Hirten ihre Herden neben den arabischen Hirten. Die in Galiläa
lebenden Juden erzeugten Olivenöl und Wein für den Export. |
In Jerusalem wurden Lehrhäuser gegründet, denen
Schüler aus Ägypten und Syrien zuströmten. Anfang des 15.
Jahrhunderts erfolgte eine Einwanderung aus Mittel- und Osteuropa.
Eine aschkenasische Gemeinde wurde gegründet, die freilich durch die
Pest schwer heimgesucht wurde. Obadia aus Bertinoro, der
Mischnakommentator, fand in Jerusalem (1488) kaum mehr als 70
Familien und viele Witwen vor.
Er bemühte sich um ein freundschaftliches Verhältnis zu den Arabern,
kümmerte sich um die Gemeinde, ohne zu ahnen, dass seine Arbeit
einmal den Flüchtlingen von der Pyrenäischen Halbinsel zugute kommen
würde.
Die Türkei war die große Heerstraße, auf der die Exilanten aus
Spanien und Portugal in das Land der Väter zogen. In kaum 25 Jahren
wuchs die jüdische Einwohnerzahl Jerusalems auf 1000 Familien an.
Vier Gemeinden entstehen in Jerusalem: die sefardische Gemeinde aus
den aus Spanien und Portugal Eingewanderten, die aschkenasische
Gemeinde, die die Juden aus Mittel- und Osteuropa umfasst, die
marokkanische Gemeinde, die sich aus eingewanderten Berberjuden
zusammensetzt, endlich die Gemeinde der Moriskos, d.h. der arabisch
sprechenden eingeborenen Juden Palästinas. Der Einfluß der
sefardischen Juden ist überragend, beherrscht Sprache und Sitte.
Mit Jerusalem tritt die Gemeinde im galiläischen
Safed (Zfath) in Wettbewerb, wohin sich der Flüchtlingsstrom aus der
Pyrenäenhalbinsel ergießt. Wir begegnen hier dem Dezisoren und
Kabbalisten Joseph Karo, dem Kabbalisten Mose Cordovero und fünfzig
Jahre später dem Meister der mystischen Geheimlehre Isaak Luria. Der
Einfluß des Kabbalistenkreises in Safed gelangt über Italien bis
nach Polen.
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Eroberung Palästinas durch die Türken (1517) begünstigte die
Einwanderung aus dem türkischen Reich...
hagalil.com
30-03-2005 |