Der Antisemitismus komme immer wieder «heimtückisch
und gut bemäntelt im Vokabular des Zeitgeists» zum Vorschein, und «auch
der aufgeschlossenste Geist kann nicht ausschließen, daß in seinem
Unterbewußtsein noch irgendwo ein kleiner historischer Reflex vorhanden
ist», sagte Cotti am Donnerstag bei einem Kongreß in Zürich. Er betonte
jedoch, Meinungsverschiedenheiten sollten in einer pluralistischen
Gesellschaft auch gegenüber Juden frei und unbeschwert ausgetragen
werden können, ohne daß man als Antisemit bezeichnet werde.
Die Schweizerische Nationalbank ging unterdessen
nicht auf die Forderung des bekannten Soziologen Jean Ziegler ein, die
erst im April ausgegebenen neuen 1000-Franken-Scheine mit dem Porträt
des Historikers Jacob Burckhardt aus dem Verkehr zu ziehen. Der Basler
Historiker habe in seiner Privatkorrespondenz offenbar einige
antisemitische Äußerungen gemacht. Die Wahl Burckhardts sei aber in
Würdigung seines Gesamtwerks erfolgt, in dem keine antisemitischen
Stellen zu finden seien, erklärte die Nationalbank.